Dorfroman mit viel Lokalkolorit

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Ein Heimspiel hat die aus Seulbitz stammende Autorin Uta Francine Vogel im Galeriehaus: Alte Freunde wollen hören, was in „Entenloh“ passiert.

Hof – Erst kürzlich haben Ina Jung und Christoph Lemmer ihre Dokumentation „Der Fall Peggy“ im Galeriehaus Weinelt vorgestellt. Auch diesmal geht es um ein verschwundenes Mädchen. Doch Uta Francine Vogels Roman dreht sich nicht um die vermisste Schülerin aus Lichtenberg. „Mich hat das Verschwinden der vierjährigen Madeleine Beth McCann 2007 aus einer Ferienanlage an der Algarve zu meinem Buch inspiriert“, erläutert die Autorin im Anschluss an ihre Lesung. Von Peggy habe sie erst später erfahren.

Die Münchnerin, die in Seulbitz bei Schwarzenbach an der Saale aufgewachsen ist, wollte auch keinen Krimi schreiben, „eher einen Dorfroman – der muss ja nicht kitschig sein“. Sie habe als Tochter des Dorflehrers eine wunderbare Kindheit in Seulbitz verbracht, erzählt Vogel. Daher habe sie über diese Landschaft und ihre Menschen schreiben wollen. Das tut sie sehr behutsam und differenziert, auch in der Wortwahl. Immer wieder lässt sie den Zuhörern Zeit, über das Gehörte nachzudenken. Die Instrumentalgruppe „Saitenklar“ spielt derweil zarte, aber eingängige Weisen.

Kein Wunder, dass Vogels Romanfiguren Namen alteingesessener Seulbitzer tragen. „Ich bin der Kommissar“, hat sich Heinz Kammerer im Buch erkannt. Er sitzt mit weiteren Seulbitzern am Ecktisch und findet es schön, dass seine Heimat literarisch verarbeitet worden ist und so vielleicht auch anderswo Beachtung findet. Die Seulbitzer sind stolz auf das ehemalige Dorfkind, das es zur Schriftstellerin gebracht hat. „Die Handlung ist zwar erfunden – aber die geschilderten Rahmenbedingungen und Schauplätze stimmen“, versichert Ernst Kießling.

„Kalt ist es in Oppenroth.“ So lautet der erste Satz im Roman. Uta Francine Vogel kennt sich aus mit dem Wetter, mit den geografischen Gegebenheiten und auch mit der Historie. Sie verquickt Geschichte und Gegenwart. Der Dorfwirt und ein Kurier, der im 18. Jahrhundert Briefe zwischen Bayreuth und Berlin befördert und dabei oft im hiesigen Gasthof einkehrt, spielen eine Rolle. Und dann verschwindet die kleine Astrid, Tochter eines Bauern – aus erster Ehe. Astrids Mutter ist einfach fortgegangen, als das Mädchen noch sehr klein war. Schuld und Schicksal sind ineinander verstrickt.

„Mich interessieren Geschichten um das Verschwinden“, sagt Vogel. „Es löst Metamorphosen aus. Dämonen werden geweckt. Menschen verändern sich.“ Sie hält einiges von der Theorie, dass Menschen sich so entwickeln wie der Boden, auf dem sie leben. Hier in Oberfranken verwandle sich derzeit so viel. Mit zwölf Jahren habe sie mit ihrer Familie Seulbitz verlassen. „Es war das Ende meiner Kindheit.“ Fahre sie heute durch die Städte und Gemeinden, sehe sie viele verlassene Häuser. „Das ist traurig. Aber ich glaube, dass darin auch ein Neubeginn liegt.“

Vorerst erinnern sich die Seulbitzer lieber an das, was war. „Wir sind alle zu Hause geboren, die Hebamme wurde im Winter mit dem Schlitten geholt, der Arzt kam auf Skiern“, erzählt Ernst Kießling. Und Herbert Schaller erinnert sich noch gut an die Dorfschule, wo alle unterrichtet wurden vom Vater der Autorin. „Die älteren Schüler waren Hilfslehrer für die jüngeren. Wir haben viel fürs Leben gelernt.“ Uta Francine Vogel fühlt sich wohl in diesem Kreis. Schülertreffen hätten sie wieder enger mit den Seulbitzern verknüpft.

Quelle: www.frankenpost.de

Autor: Von Lisbeth Kaupenjohann

Artikel: https://www.frankenpost.de/lokal/hofrehau/hof-stadt/Dorfroman-mit-viel-Lokalkolorit;art2390,256003